Eine Zeitreise in drei Akten

1. Akt: Von der Unternehmensgründung bis zur Zwangsarbeit

1916 wird im Münchner Norden eine kleine Firma gegründet, aus der im Laufe der nachfolgenden 100 Jahre ein weltbekannter Fahrzeughersteller entstehen wird. Aus der Bayerischen Flugzeugwerke AG wird BMW. Der erste Teil unserer Reihe „100 Jahre BMW“ behandelt die ersten 40 Jahre des Unternehmens, in denen es nicht nur berauschende Erfolge, sondern auch dunkle Kapitel schrieb.

 

1916 – Die Gründung

Am 7. März 1916 wird die Bayerische Flugzeugwerke AG gegründet. Aus dieser kleinen, im Norden Münchens ansässigen Firma, wächst in den kommenden 100 Jahren ein weltbekannter Fahrzeughersteller heran.

1917 – Illa fliegt

Das erste Produkt, das den Markennamen BMW trägt, ist ein Flugzeugmotor mit 19 Litern Hubraum und einer Spitzenleistung von 185 PS. Chefkonstrukteur Max Friz entwickelt mit dem Illa einen „überbemessenen und überverdichteten Höhenmotor“. Um ein Maximum an Kraft, Zuverlässigkeit und Effizienz zu gewährleisten, setzt Friz auf Innovationen wie Aluminiumkolben oder einen speziellen Höhenvergaser, mit dem der Pilot das Gemisch je nach Sauerstoffgehalt in der Luft regeln kann. Der BMW Illa gilt Anfang des 20. Jahrhunderts als der schnellste Flugzeugmotor der Welt.

1923 – Das erste Fahrzeug ist ein Motorrad

Die BMW R 32 ist das erste Motorrad von BMW, ebenfalls entwickelt unter der Leitung von Max Friz. Während andere Hersteller noch an der Geometrie von Fahrrädern festhalten, wird die BMW R 32 konsequent um den Motor herumkonstruiert. Angetrieben wird das Motorrad von einem Zweizylinder-Boxermotor mit quer zur Fahrtrichtung angeordneten Zylindern. Die Kraftübertragung erfolgt über eine Welle anstelle von Kette oder Riemen. Diese zentralen Merkmale sind bis heute für BMW Motorräder mit Boxer-Motor charakteristisch.

Vorstellung der BMW R 32, das erste Motorrad der Marke, entwickelt unter der Leitung von Max Friz, angetrieben von einem quer eingebauten Zweizylinder-Viertakt-Boxermotor.

1928 – BMW baut erstmals Autos

BMW übernimmt die Fahrzeugfabrik in Eisenach und wird zum Automobilhersteller. Dort produziert BMW – als Lizenzversion des britischen Austin Seven – den Kleinwagen Dixi 3/15 PS. Auf die Fertigung des Dixi 3/15 PS folgt die Weiterentwicklung zum BMW 3/15 PS. Nur vier Wochen nach seinem Verkaufsstart siegt der 3/15 PS bei der Internationalen Alpenfahrt. Sie führt als Zuverlässigkeitsprüfung über 2.650 Kilometer von München nach Como. Das Team von BMW bleibt mit dem 3/15 PS von Ausfällen und Strafpunkten verschont und gewinnt den Goldenen Alpenpokal.

Nur vier Wochen nach seinem Verkaufsstart siegte der 3/15 PS bei der Internationalen Alpenfahrt und gewann den Goldenen Alpenpokal.

1933 – Der Ur-BMW wird vorgestellt

Auf der Internationalen Automobil Ausstellung (IAA) in Berlin wird der BMW 303 vorgestellt. Ein neuer Reihensechszylinder-Motor unter einer langen Haube und großzügige Platzverhältnisse im Innenraum deuten an, welches Segment für BMW in gut 30 Jahren überlebenswichtig sein wird: die Mittelklasse. Die Front des 303 ziert ein zweigeteilter Kühlergrill mit geschwungenen Konturen – die erste Ausführung der BMW Niere. Gleichzeitig ist BMW 303 auch der erste Mittelklassewagen mit Reihensechszylinder-Motor. Beides soll fortan charakteristisch für BMW werden.

Mit dem erstmals bei einem Automobil verwendeten Doppelrohrrahmen mit unterschiedlichen Querschnitten ist der 303 außerdem deutlich leichter als seine Konkurrenz. Er beschleunigt zügig, bremst mühelos und gleitet agil und sicher durch die Kurven. BMW widerlegt damit die weit verbreitete Überzeugung, dass nur schwere Fahrzeuge über stabile Fahreigenschaften verfügen, und lässt sich den Doppelrohrrahmen patentieren.

1933 wird der BMW 303 vorgestellt. Die Front des 303 zierte ein zweigeteilter Kühlergrill mit geschwungenen Konturen - die erste Ausführung der bis heute so charakteristischen BMW Niere.

1936 – BMW wird zur Rennlegende

Der Zweiliter-Sportwagen BMW 328 erlebt seinen ersten öffentlichen Auftritt auf der Rennstrecke. Beim Eifelrennen fährt Ernst Henne mit dem Vorserienexemplar des 328 auf Anhieb den Klassensieg ein. Doch damit nicht genug: Gegen die zum Teil deutlich stärker motorisierte Konkurrenz bestreitet er auch die schnellste Rennrunde.

Übrigens: Vier Jahre später, am 28. April 1940, gewinnen Fritz Huschke von Hanstein und Walter Bäumel im BMW 328 Touring Coupé mit deutlichem Vorsprung vor dem Zweitplatzierten die Gesamtwertung des legendären Langstreckenrennens Mille Miglia in Italien. Sie fahren BMW zum Gewinn der Teamwertung aller Klassen.

1940 gewannen Fritz Huschke von Hanstein und Walter Bäumel im BMW 328 Touring Coupé mit deutlichem Vorsprung vor dem Zweitplatzierten die Gesamtwertung des legendären Langstreckenrennens Mille Miglia in Italien

1937 – Noch ein Rekord

Der BMW Werksfahrer Ernst Henne erreicht mit einem vollverkleideten Motorrad mit Kompressoraufladung auf einem abgesperrten Autobahnteilstück bei Frankfurt eine Geschwindigkeit von 279,503 km/h. Sein Rekord soll erst 14 Jahre später gebrochen werden.

Der BMW Werksfahrer Ernst Henne erreicht auf einem vollverkleideten Motorrad mit Kompressoraufladung auf einem abgesperrten Autobahnteilstück bei Frankfurt eine Geschwindigkeit von 279,503 km/h.

1939 – Der Triumph des Gusseisernen Schorsch

Als erster Nicht-Brite gewinnt Georg „Schorsch“ Meier auf einem BMW 255 Kompressor-Motorrad die Tourist Trophy, die sogenannte Senior TT, auf der Isle of Man. In der Nachkriegszeit knüpft er mit dem Gewinn des Deutschen Meistertitels 1947 an. 1949 wird er zum Sportler des Jahres gewählt.

Der „Gusseiserne Schorsch“ fährt bis zu seinem Rücktritt 1953 mit großem Erfolg Motorradrennen Er gewinnt die Deutschen Meisterschaften der 500 cm-Klasse in den Jahren 1947, 1948, 1949, 1950 und 1953 – jeweils auf einer BMW. Nach seiner Rennfahrerkarriere konzentriert sich Georg Meier auf sein BMW-Autohaus in Starnberg.

Als erster Nicht-Brite gewinnt Georg „Schorsch“ Meier auf einem BMW 255 Kompressor-Motorrad die Tourist Trophy, die sogenannte Senior TT, auf der Isle of Man.

1945 – Rückblick auf ein dunkles Kapitel

Am 30. April 1945 erreichen Soldaten der 7. US-Armee das sogenannte Schattenwerk und das Lager in Allach bei München.

In den 1930er- und 1940er-Jahren profitiert das Unternehmen von dem Wiederaufleben der Rüstungsindustrie. Auf Geheiß des nationalsozialistischen Regimes wird die Fertigung von zivilen Fahrzeugen heruntergefahren. Stattdessen sollen Flugzeugmotoren produziert werden. Zur Steigerung der Kapazitäten werden bereits von Dezember 1939 an polnische Kriegsgefangene eingesetzt. Bald darauf sind auch Strafgefangene, Zwangsarbeiter und Kriegsgefangene aus anderen Ländern sowie Häftlinge aus Konzentrationslagern in den Werken tätig.

Die Auseinandersetzung des Unternehmens BMW mit dem Kapitel "Zwangsarbeit" verlief lange Zeit zu zögerlich und - im Vergleich zu anderen Automobilherstellern - zu intransparent.

Die Auseinandersetzung mit diesem dunklen Kapitel verläuft lange Zeit zu zögerlich und – im Vergleich zu anderen Industrieunternehmen – zu intransparent. Historikern zufolge soll die Familie Quandt gleich mehrfach mit dem Nazi-Regime verbandelt gewesen sein. Zwar gehört das Unternehmen BMW 1999 zu den Gründungsmitgliedern der Stiftung „Erinnerung, Verantwortung, Zukunft“, die zur Entschädigung ehemaliger Zwangsarbeiter gegründet wird, doch zufriedenstellend aufgearbeitet wurde die dunkle Vergangenheit bislang nicht.


 

Lest im zweiten Teil unserer Reihe „100 Jahre BMW“, warum BMW in den 1950er-Jahren fast pleite geht und um ein Haar von einem Konkurrenten übernommen wird – und wie sich das Unternehmen in letzter Minute rettet.

Bilder: © BMW Group

 

Die Erfolgsgeschichte wird zum Drama! Lest im zweiten Teil, wie sich BMW in letzter Minute rettet. >>> Weiterlesen

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