Aaron Vidal Martinez schlendert über den Flohmarkt. Er wühlt in Magazinen und Zeitschriften der 1960er und 1970er, kauft zwei Arme voll Elle, Christophorus und Gala und schleppt die Ausbeute in sein Atelier. Dort schneidet er die schönsten Werbeanzeigen aus. Er wählt seine Motive zufällig, erkennt jedoch später häufig, dass sie eine Verbindung zu seiner Vergangenheit herstellen. Vidal liebt alte Werbeanzeigen, weil sie so natürlich und elegant sind. Er liebt die Stilikonen der Sechziger. Und er liebt Autos. Aus den gesammelten Motiven zaubert er einzigartige Collagen, die ihn in ganz Deutschland bekannt machen. Grund genug, euch Aaron Vidal Martinez einmal vorzustellen.
[xyz-ihs snippet=“Textmitte-nurBild“]
Warum Aaron Vidal Martinez so gerne Autos malt
Vidal stammt aus einer Künstlerfamilie. Der Vater war Steinmetz, der Opa ebenfalls, der Uropa Bildhauer. Die Mutter achtete darauf, dass neben der Kunst die Bildung nicht zu kurz kam. Vidal wurde 1972 auf Teneriffa geboren und verbrachte dort die ersten Jahre seiner Kindheit. Seine Mutter hatte auf der Insel eine Stelle als Lehrerin gefunden. Vidals Vater fühlte sich eingeengt und litt bald unter Inselkoller, lernte jedoch schnell die Vorzüge des Freihafens kennen. Jedes Jahr kaufte er ein neues Auto. Er kaufte Autos, die es auf dem spanischen Festland aufgrund hoher Zölle und Steuern in den 1970ern gar nicht gab. „Auf dem Festland hatten sie nur Seat. Wir fuhren Mercedes, Porsche und Toyota!“ Vidal lacht. Teneriffa war sein Auto-Paradies.
Einmal im Jahr setzte Familie Vidal mit der Fähre von Teneriffa nach Cádiz in Südspanien über. Die Fahrt dauerte vier Tage. Ausreichend Zeit für den sechsjährigen Aaron, mit seinem Burago-Porsche zu spielen oder sich mit seiner kleinen Schwester Ariadna im Schiffsbauch zwischen den Fahrzeugen zu verstecken. Sobald die Fähre im andalusischen Cádiz anlegte, quetschte der Vater seine Kinder in den engen Fond seines Toyota Celica RA23 und jagte über die Autobahn nach Norden. „Mein Vater konnte nie langsamer als 180 fahren“, erzählt Vidal. „Es ist ein Wunder, dass wir überlebt haben.“ Familie Vidal raste zur Oma, in den Norden Spaniens, nach Soria in Kastilien. „Es gab nur ein Auto, das uns bei dieser Geschwindigkeit noch überholen konnte“, erinnert sich Vidal. „Und das war ein Porsche 911.“
Ein Spanier kommt nach Deutschland
Nach seinem Studium der Malerei und Restauration an der Universität in Barcelona zog Vidal 2002 nach Göttingen. Eine deutsche Touristin verdrehte ihm den Kopf und lockte ihn in den grauen Norden. Vidal sprach kein Wort Deutsch. Er vermisste die Sonne, das Essen, das Meer. Nach nur einem Jahr ging die Beziehung in die Brüche. Vidal entschied sich dennoch, in Deutschland zu bleiben. Sein Stolz verbot ihm, nach Spanien zurückzukehren. Er witterte die Aufbruchstimmung in der Malerei. Neo Rauch, einer der Begründer der Neuen Leipziger Schule, ebnete den Weg für junge Künstler, die sich von Pop Art inspirieren ließen. Vidal lernte einen Galeristen kennen, mit dem er drei Jahre zusammenarbeitete. Der Grundstein für seine Künstlerkarriere war gelegt.
Das Faszinierende an Porsche ist…
„… das Design. Die Linie von Porsche ist so weiblich, fast erotisch“, schwärmt Vidal. Das besondere Zusammenspiel von Holz, Aluminium und Chrom fesselt ihn. Deshalb beschäftigen sich seine neuen Werke fast ausschließlich mit dem Porsche 911, einige mit dem Vorgänger Porsche 356 oder dem Targa. Seine Collagen sind einzigartig, sowohl in der Technik als auch in der Wirkung auf den Betrachter. Vidal beginnt stets mir schwarzer Acryl-Farbe auf weißer Leinwand. Erst später coloriert er einzelne Elemente und trägt die Farbe in dünnen Schichten auf. Am liebsten arbeitet er direkt mit seinem Auftraggeber zusammen. Bei einem guten Abendessen und zwei Flaschen Bier sammelt man gemeinsam Ideen und Motive. Das Ergebnis sind faszinierende Collagen, wie wir sie beispielsweise im Titelbild (aus einer Privatsammlung) sehen.
Aaron Vidal Martinez versteht seine Kunstwerke als Hommage an den Stil und das Design der 1960er- und 1970er-Jahre. Er verbindet die Schönheit und Natürlichkeit dieser Motive mit Elementen aus der Gegenwart. Am liebsten macht er das das mit Frauen. Und Autos.
Galerie von Aaron Vidal Martinez
Ihr habt Interesse an den Werken von Aaron Vidal Martinez?
So könnt ihr ihn kontaktieren:
Aaron Vidal Martinez
Mobil: 0176 2323 1531
E-Mail: aaronvidal@gmx.net
Facebook: Aaron Vidal Martinez
Porträt: Lluis Artus
Ähnliche Artikel lesen
Bermudadreieck Autobahn: Wo ist Adam?
85 % aller Fahrer sind von ihren Beifahrern genervt. Die Reise wird zum Desaster, gipfelt in Familienkrise, Trennung. Oder sie nimmt ein unheimliches Ende, so wie für Adam.
Auftakt meiner neuen Kolumne
Kamelrennen auf der Autobahn
Die Deutschen haben ein gestörtes Verhältnis zur Autobahn. Sie pochen auf ihr Recht, müssen immer die schnellsten sein und überschätzen sich dabei gnadenlos. Dennis schildert seine Erfahrungen – und regt zum Nachdenken und Diskutieren an!
Die Heiligen Hallen von Porsche – eine Zeitreise
Die Heiligen Hallen von Porsche sind ein sakraler Ort. Das Museumslager wirkt wie eine dreischiffige Kirche, in der die Ikonen nicht an der Wand hängen, sondern auf rotem Betonboden und auf eisernen Regalfachböden thronen. Hier verharren historische Fahrzeuge aus dem letzten Jahrhundert, Prototypen, Schnittmodelle und Studien, aber auch aktuelle Modelle. Steigt ein! Ich nehme euch mit auf einen Rundgang durch die Heiligen Hallen von Porsche, auf eine Reise in die Vergangenheit, und verrate euch das Erfolgsgeheimnis des Traditionsunternehmens.
- Umzug – es wird Zeit für was Neues! - 22. Mai 2018
- Bermudadreieck Autobahn: Wo ist Adam? - 22. Januar 2018
- Bergauf glüht der Motor, bergab die Bremsen - 1. November 2017