Aus grauen Alufelgen einen Hingucker machen, die aktuelle Modefarbe auf den Rädern tragen oder schlicht die Oberfläche gegen Schmutz und Korrosion schützen – das alles soll mit Sprühfolie für Felgen aus der Dose möglich sein. Die gibt es mittlerweile in vielen Farben und Effekten von diversen Herstellern. Nach der Bearbeitung von vier Sätzen Felgen mit unterschiedlichen Produkten wird es Zeit für den ersten Erfahrungsbericht.

Getestet wurde die Sprühfolie für Felgen von Foliatec und von Mibenco

Eines vorweg: Ich bin absoluter Lackierlaie. Mit herkömmlichen Lacken aus der Spraydose stehe ich auf Kriegsfuß. Nasenfreie Oberflächen sind bei mir ähnlich selten wie ein Lottogewinn, völlig unabhängig von der Art des verwendeten Lackes und des Untergrundes. Mit Pinsel und Rolle fühle ich mich deutlich wohler, und die Ergebnisse sind auch meistens besser, egal ob Heizkörper oder Zimmerdecke.

Beim Auto lasse ich also üblicherweise die Finger von Farbaufträgen. Doch die in die Jahre gekommenen Winter-Alus in Silbergrau harmonieren weder mit dem leuchtend blauen Lack des Boliden noch tragen die vielen Bordsteinschrammen (nicht von mir!) zu einem optischen Genuss bei. Damit sind sie genau die richtigen Versuchsobjekte für mein erstes Sprühfolienexperiment. Meine Wahl fällt auf Foliatec Schwarz matt. Das Set umfasst zwei Dosen, mittlerweile auch einen Fächersprühkopf und einen Stapel Karten, die zwischen Felgenhorn und Reifen gesteckt werden, um die Reifen vor der Farbe zu schützen.

Foliatec Schwarz: Sauber mit Zeitungspapier und Kreppklebeband abgeklebt, erstrahlt die Felge in seidenmattem Glanz – für einen Lackieranalphabeten wie mich ein ganz ordentliches Ergebnis.

Foliatec Schwarz: Sauber mit Zeitungspapier und Kreppklebeband abgeklebt, erstrahlt die Felge in seidenmattem Glanz – für einen Lackieranalphabeten wie mich ein ganz ordentliches Ergebnis.

Warum mich die Sprühfolie von Foliatec überzeugt hat

Die Felgen leuchten in seidenmattem Schwarz, die Oberfläche wirkt glatt und einheitlich. Unebenheiten wie Schrammen und tiefere Kratzer verschwinden zwar nicht, fallen aber deutlich weniger auf. Allerdings solltet ihr bei der Anwendung ein paar Dinge beachten:

Die nervige, zeitaufwendige Reinigungsprozedur. Bei manchen Sets sind zwar Reinigungstücher dabei, doch ich habe lieber gleich zu Bremsenreiniger und Mikrofasertuch gegriffen, um meine Felgen bis in den kleinsten Winkel von Bremsstaub und sonstigem Dreck zu befreien. Gründlichkeit zahlt sich hier aus, so hält die erste Schicht Sprühfolie deutlich besser, und die Farbdeckung wird – gerade bei hellen Farben – schneller erreicht.

Übrigens sind mindestens 4-5 Schichten übereinander zu legen. Das Material ist da sehr umgänglich. Man kann auch erst auf der Terrasse Kaffee trinken oder einen Krimi im TV schauen, bevor man sich an die nächste Schicht macht. Oder einen Tag später weitermachen, wenn die rosa Elefanten verschwunden sind, die einem nach dem Einatmen der Sprühdämpfe vor den Augen tanzen. Da sich die Folierung von vier Felgen länger hinziehen kann und gesundheitliche Spätfolgen nicht auszuschließen sind, empfehle ich, an einem ausreichend belüfteten Ort aktiv zu werden und nicht aus Eitelkeit oder Bequemlichkeit auf eine Atemmaske zu verzichten!

Die gutmütigen Eigenschaften hinsichtlich der Überlackierbarkeit (oder besser Überfolierbarkeit) sind auch von Nutzen, wenn die Sprühfolie im Fahreinsatz Schäden erleidet. Denn die sind mit ein paar Sprühstößen schnell beseitigt. Die neue Schicht löst dabei die alte an, so dass die Übergänge ineinander verlaufen und meistens nicht mehr zu sehen sind (dies gilt zumindest für Foliatec Schwarz und Weiß).

Mit den Karten ist die Felge schnell fürs Folieren präpariert, man kann sie sogar an den anderen Kanten nochmal verwenden. Die Farbe der Sprühfolie ist Glänzendweiß von Foliatec.

Mit den Karten ist die Felge schnell fürs Folieren präpariert, man kann sie sogar an den anderen Kanten nochmal verwenden. Die Farbe der Sprühfolie ist Glänzendweiß von Foliatec.

Praktischer Schutz dank Steckkarten

Bei meinen ersten Felgen habe ich den Felgenrand noch mit Zeitungspapier und Kreppband abgeklebt. Beim zweiten Mal habe ich schnell gelernt, dass es nicht klug ist, die mitgelieferten Karten zu tief zwischen Felge und Reifen hineinzustecken. Sie können nämlich, von der Sprühfolie durchfeuchtet, an diesen aufgeweichten Stellen beim Herausziehen abreißen, so dass ein letzter Rest Pappkarte stecken bleibt und weder mit langen Fingernägeln noch mit Pinzette restlos entfernt werden kann.

Wartet man hingegen, bis die Folie nicht nur auf der Felge, sondern auch auf der Karte trocken geworden ist, besteht die Gefahr, dass sich beim Entfernen der Karten die Folie auf der Felge mit abzieht. Das ist zwar grundsätzlich ein gewünschter Effekt, mit dem die Sprühfolienhersteller ja auch werben, um den Rädern immer wieder ein neuen Look verpassen zu können. Aber wenn dies direkt nach der ersten Fertigstellung passiert, hält sich die Begeisterung für das unkomplizierte Folienabziehen eher in Grenzen. Ein scharfes Skalpell kann hier das Schlimmste verhindern. Ansonsten sind diese Karten eine prima Sache, gewähren sie doch einen schnell und leicht anzubringenden Schutz des Reifengummis.

Ein wichtiger Sicherheitshinweis: Schützt die Sitze der Radschrauben gegen die Sprühfolie! Werden die Stellen, an denen die Schrauben nach Radmontage mit ihrem Konus aufliegen, mitfoliert, können sich die Radschrauben beim Fahren wieder lösen, weil die elastische Folie eine ausreichende Haftung verhindert. Lose Radschrauben bedeuten im schlimmsten Fall den Verlust des Rades! Ich habe vor dem Folieren alte Radschrauben in die Löcher gesteckt. Alternativ kann man die Folie in den Schraubensitzen nachher auch wieder feinsäuberlich rauskratzen, macht aber nicht so viel Spaß.

Ich habe übrigens die Felgenrückseite nicht mit foliert. Nur dann reicht nach meinen Erfahrungen der Doseninhalt tatsächlich für vier Felgen. Auch ist es nicht ratsam, den letzten Fitzel Sprühfolie aus der Dose auswringen zu wollen. Die Dosen neigen gegen Ende zum Klecksen, besonders ärgerlich, wenn man gerade die letzte Schicht mit einem schönen glatten Finish hinkriegen will, und eine Salve Riesenkleckse eine weitere Schicht aus einer neuen Dose erforderlich macht.

Reinigung mit Glasreiniger – Waschanlagen meiden!

Um den Glanz der Räder im Fahrbetrieb zu erhalten, verzichte ich auf scharfe Felgenreiniger. Gut, bei den mattschwarzen Winterrädern bedarf es keiner besonderen Behandlung. Gelegentliches Abduschen im Rahmen der Handwäsche reicht da völlig. Aber bei meinen Semislicks, deren Felgen ich ein Glanzweiß verpasst habe, verwende ich nach jedem Einsatz auf der Rennstrecke den billigen Glasreiniger einer Discounterkette, um Bremsstaub und Reifenabrieb zu entfernen. Trotz dieser häufigen Reinigung (weiße Felgen sehen nur sauber schön aus) halten Folie und ihr Glanz erstaunlich gut. Auch die Winterräder haben jetzt schon bei beiden Autos (jeweils Foliatec Schwarz matt) den zweiten Winter hinter sich, ohne Macken oder Ablösungen. Ob dies ggf. auch an meiner Waschstraßenverweigerung liegt, kann ich nur spekulieren. Ich wasche meine Schätzchen ausschließlich von Hand.

Perleffekt von Mibenco – der letzte Schrei

Zwar wird das Spektrum an Farben und auch die Zahl der Anbieter für Sprühfolie immer größer. Aber meine neue Wunschfarbe habe ich auf der letzten Essen Motor Show nur bei einem gefunden. Mibenco bot dort Perlmuttweiß Perleffekt an, der letzte Schrei für meine geschmiedeten BBS Kreuzspeiche-Felgen!

Bei Mibenco-Sprühfolie unbedingt das Maskierband im Nassen abziehen! Sonst hängt die Folie gleich mit am Klebeband.

Bei Mibenco-Sprühfolie unbedingt das Maskierband im Nassen abziehen! Sonst hängt die Folie gleich mit am Klebeband.

Übermütig von den gelungenen Ergebnissen der vorangegangenen Folieraktionen wollte ich es mir jetzt mal richtig geben: Nur der innere (lackierte) Kranz des filigranen Kreuzspeichen-Musters sollte in Perlmutt erstrahlen. Perlmutt kann nicht in einem Arbeitsgang gesprüht werden, da es eine 2K-Variante ist. Den glitzernden Perleffekt gibt’s in der Extradose.

Mit Maskierband aus dem Autolackiererbedarf habe ich nach einer geduldsfadenzerreissenden Reinigungsaktion die Kante zum polierten Teil der Felgen exakt abgeklebt und den nicht zu folierenden Rest der Felge mit Zeitung und Kreppklebeband geschützt.

Im Vergleich zu Foliatec deckt die weiße Mibenco-Folie deutlich schlechter. Für ein gleichmäßiges Ergebnis sind daher mehr Schichten erforderlich. Deswegen umfasst der Set bei dieser Marke auch 4 Dosen, die allerdings im Gegensatz zum Konkurrenzprodukt alle mit einer Fächerdüse ausgestattet sind, so dass man diese am Ende einer Dose sorglos eintrocknen lassen kann.

Bläschenbildung vermeiden

Die angegebenen 10 Minuten Abtrocknungszeit zwischen den einzelnen Schichten sind eindeutig zu kurz. Wartet man nicht lange genug mit dem Auftragen der nächsten Schicht oder gerät diese zu dick, neigt das Material zur Blasenbildung. Diese Bläschen verschwinden auch nicht während des Trocknungsvorganges, sondern bilden hässliche kleine Löcher in der Folienschicht, die auch mit weiterem Materialauftrag nicht mehr verschwinden. Gut, dass man die Folie dann einfach wieder herunterziehen kann, um das Ganze nochmal von vorn zu beginnen.

Legt man die einzelnen Schichten zu schnell übereinander, entstehen Bläschen, die sich auch nachher nicht mehr überdecken lassen. Lieber mit der nächsten Schicht länger als die angegebenen 10 Minuten warten!

Legt man die einzelnen Schichten zu schnell übereinander, entstehen Bläschen, die sich auch nachher nicht mehr überdecken lassen. Lieber mit der nächsten Schicht länger als die angegebenen 10 Minuten warten!

Bringt man jedoch die nötige Geduld auf, wird man nach dem letzten Arbeitsgang der Perleffektdose mit einem Augenschmaus belohnt. Die Intensität des Metallic-Looks ist über die Anzahl der Sprühschichten dosierbar. Ich wollte es eher dezent, daher fand ich 2-3 Schichten ausreichend.

Aber nicht zu lange über das schöne Ergebnis freuen! Lieber erst die Abklebungen im Nassen entfernen! Ist die Folie nämlich schon trocken, reißt selbst das scharfkantige Maskierband beim Abziehen die gerade aufgebrachte Sprühfolie mit sich. Falls der Freudentaumel doch zu lange währt, reicht aber eine frische Sprühschicht direkt an der Abklebekante, um die bereits trockenen Schichten wieder ausreichend anzulösen, so dass das Klebeband sauber entfernt werden kann.

Im Gegensatz zu Foliatec gleicht die Oberfläche der Mibenco-Folien nach dem Trocknen einem Radiergummi. Auch war ich erstaunt, als ich trockene Folienreste an unerwünschten Stellen leicht mit Bremsenreiniger entfernen konnte. Meine BBS-Sommerräder sind seit einer Woche montiert. Ich bin neugierig, wie haltbar sich die neue Perlmuttschicht zeigt, und werde berichten.

Taugt die Sprühfolie für Felgen etwas? Mein Fazit

Die Sprühfolie für Felgen ist auch für wenig talentierte Lackierhelden wie mich eine preisgünstige (jeweils etwa 40-60 Euro für einen Satz Felgen) und unkomplizierte Möglichkeit, Felgen individuell zu gestalten und gleichzeitig deren Oberfläche zu schützen.

 

Habt ihr auch schon Erfahrungen mit Sprühfolie für Felgen gemacht?
Wir freuen uns über eure Kommentare!

Jutta Steinbrück-Weiß