Besucher drängen nach vorne, schubsen schwächere beiseite. Händler herrschen fluchende Fotografen an. Auf der 53. Internationalen Automobil Ausstellung in Frankfurt im Jahr 1989 lässt ein fremdartiges Wesen die Hüllen fallen. Das BMW 8er Coupé (E31) – eine Art Symbiose aus K.I.T.T. und dem Maserati Ghibli – scheint nicht von dieser Welt. Mit seiner langen, flachen Schnauze und dem kantigen, steilen Heck ähnelt es einem abgespacten Türstopper. Ein Türstopper als Kampfansage an die Schwaben. Ein Türstopper als bayerische Antwort auf Mercedes und Porsche. Mit einem 5.0 Zwölfzylinder und 300 Pferdchen unter der Haube.

Viel High-Tech unterm Blech

Bereits 1993 wird das ursprüngliche Triebwerk durch einen größeren Zwölfender ersetzt: 5.6 Liter leisten 381 PS und bringen beeindruckende 550 Newtonmeter auf die Straße. Im gleichen Jahr wird auch der kleine Bruder geboren: Ein alltagstauglicher 840 Ci mit dem V8-Motor aus dem 7er E32 und schlanken 286 PS erblickt weiß-blauen Himmel. Die Bayern lassen sich nicht lumpen und packen High-Tech unters Blech, bis der E31 die Backen bläht. Das Coupé verfügt nun über eine elektrohydraulisch gesteuerte Hinterachskinematik, bei der die Hinterräder in Abhängigkeit von Geschwindigkeit und Leitwinkel mitlenken und so die Fahrstabilität optimieren sollen.

Doch genau die Elektronik ist es, die dem BMW E31 das Leben schwer macht. Hier wird ein Mechaniker notgedrungen zum Mechatroniker. Die Elektronische Dämpfer Control (EDC), das automatische Absenken/Anheben der Seitenfenster bei Öffnen und Schließen der Türen, eine elektrisch verstellbare Lenksäule mit Memory-Funktion und das Multiplex-System, bei dem sämtliche Steuergeräte über eine gemeinsame Leitung kommunizieren, sind nur einige Beispiele für die Flut an visionären Spielereien. Nicht umsonst rät man Kaufinteressenten, sich bei der Besichtigung ruhig mal einen halben Tag Zeit zu nehmen, um alle Knöpfe im Cockpit auf ihre Funktion zu überprüfen.

Der falsche Zeitpunkt

Golfkrieg, explodierende Energiepreise und die deutsche Wiedervereinigung legen dem Hubraum-Monster schwere Brocken in den Weg. Der wiedervereinte Durchschnittsdeutsche hat keine 135.000 DM in seinem Portemonnaie, für den betuchten Teutonen bietet der BMW E31 zu wenig Prunk und Power. Auch der Absatz auf dem Hoffnungsmarkt USA läuft schleppend. Die Amerikaner verstehen nicht, warum man für ein so schweres Auto (1.800 kg leer) mit so wenig Leistung so viel Geld bezahlen soll. 1997 stellt BMW den Absatz in den USA ein.

Und doch ist der 8er ein Meilenstein in der Coupé-Geschichte von BMW: er folgt auf den legendären 2002 und eines der schönsten Autos aller Zeiten – das 6er Coupé (E24). Ein würdiger Nachfolger des einzig wahren Türstoppers ist der BMW i8, der so zukunftsweisend sein wird, wie es seinerzeit der BMW E31 war.

 

Interessante Fakten zum BMW 8er Coupé:

  • In den zehn Jahren von 1989 bis 1999 wurden insgesamt 30.621 Fahrzeuge gebaut
  • Zwei Drittel davon waren Zwölfzylinder
  • Nur jedes sechste Exemplar wurde mit dem Sechs-Gang-Handschaltgetriebe ausgeliefert
  • Im südafrikanischen Rosslyn entstanden 24 BMW 850i in „Handarbeit“: Aus steuerlichen Gründen war es zu teuer, komplette Fahrzeuge zu exportieren. So verschiffte man CDK-Fahrzeugteilesätze (completely knocked down), aus denen ein E31 pro Tag gebaut wurde
  • Das Alpina B12 Coupé wurde wahlweise mit 5.0 V12 und 315 PS oder dem begehrteren 5.7 V12 mit 416 PS ausgeliefert

 

Alle Bilder: © Margret Meincken

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