Howard senkt den Kopf und streicht sich die weißen, kinnlangen Haare aus dem schmalen Gesicht. Tiefe Falten ziehen sich von seinen Augen bis zum Bartansatz. „Die drei haben 50 Jahre auf dem Buckel, ein halbes Jahrhundert amerikanische Geschichte“, flüstert er. Sie haben den Beginn des Vietnamkrieges und die Ermordung von Martin Luther King in Memphis erlebt. Sie waren fünf Jahre alt, als Neil Armstrong aus der Apollo 11 stieg und über den Mond spazierte. Sie erlebten die Aufregung um die Watergate Affäre und den schweren Unfall im Atomkraftwerk Three Miles. „Wenn sie reden könnten, was würden sie uns berichten?“ Mit einem tiefen Seufzer atmet aus. Dann erzählt er von Samuel.

Samuel steigt aus seinem Imperial LeBaron, den er vor dem kleinen Lebensmittelladen geparkt hat, als er ein Wimmern hört. Seine Frau hat ihn im Büro angerufen und gebeten, noch Brot zu kaufen. Heute ist einer der Tage, an denen er nicht zusätzlich abends im Lager des Großmarkts arbeiten muss. Samuel ist 37 Jahre alt und angehender Familienvater. Seit vier Jahren arbeitet er als selbständiger Versicherungsmakler in Chicago. Er will aufsteigen in die Mittelschicht. Mit dem Imperial möchte er seinen hart erarbeiteten Wohlstand zeigen, jedoch nicht damit angeben. Sonst hätte er sich einen Cadillac gekauft. Viele Jahre hat er auf den hellblauen 63er LeBaron gespart – das Modell mit den freistehenden Scheinwerfern und der Druckknopfautomatik, dem geteilten Kühlergrill und dem charakteristischen Adler auf der Haube. Vorsichtig steckt er den Schlüssel in das Schloss der Fahrertür und dreht ihn nach rechts. Die Verriegelung klackt mechanisch. Da hört er das Wimmern wieder, das aus der Gasse neben dem Lebensmittelladen kommt. Als würde ein junges Mädchen versuchen, seine Tränen zu ersticken.

Sam läuft in die Gasse. Überquellende Mülltonnen, zerrissene Plastiksäcke und ramponierte Möbel stapeln sich an den grauen Wänden der Häuserschlucht. Magere Kater humpeln durch den am Boden liegenden Unrat und wühlen nach Ratten. Seine Augen gewöhnen sich nur schwer an die Dunkelheit. Er kann kein Kind erkennen oder hören. Sam beschleicht das Gefühl, in einen Hinterhalt geraten zu sein. Er weicht zwei Schritte zurück, dreht sich um – und ist von fünf dunklen Gestalten umzingelt. Die Männer prügeln ohne Vorwarnung auf ihn ein, bis er zu Boden geht. Sam schreit vor Angst und Schmerzen, rollt sich zusammen und versucht, seinen Kopf vor den Faustschlägen zu schützen. Schwere Stiefel treffen ihn am Hinterkopf. Tritte brechen seine Nase, zertrümmern sein linkes Jochbein, seine Rippen. Als Sam reglos in die Bewusstlosigkeit gleitet, fummelt einer der dunklen Männer den Schlüssel des LeBaron aus seiner Hosentasche. Ein letztes Mal nimmt er das dunkle Grollen des V8-Motors wahr, bevor sein Atem versagt.

Howards Stimme zittert. „Ich weiß selbst nicht, warum ich genau diese drei Modelle nie verschrottet habe.“ Sein rechter Mundwinkel verzieht sich zu einem leichten Grinsen. „Als wäre ich ihnen schon einmal begegnet. Warum sonst hätten sie sich aus San Diego, Chicago und New York genau hier in Wyoming zusammengefunden?“

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