Die Beziehung zwischen Ole und seinem Ford F-100 ist in die Jahre gekommen. Die Bremsen verlieren ihre Kraft und der Motor sein Öl. Lest im dritten und letzten Teil unserer Story, wie die Freunde Ole und Knut den altersschwachen Pick-up im Zuge einer Komplettrestaurierung entkernen und neu aufbauen – und so manch unangenehme Überraschung beseitigen.

Nachdem Knut nach Hamburg geeilt ist, um die Bremsen des Ford F-100 instand zu setzen, kann Ole seinen V8 noch eine Weile genießen. Doch der Ölverbrauch steigt rapide. Aber nicht nur, dass der 351cui-Motor immer gieriger nach dem schwarzen Gold verlangt, er kann es auch kaum noch bei sich behalten. Gemeinsam mit dem 3-Gang-Automatikgetriebe legt er Spuren auf allen Wegen.

Ole, unglücklich über den desolaten Zustand seines Ford, alarmiert seinen Freund Knut. Der packt erneut sein Werkzeug und fährt in den Norden. Gemeinsam bauen sie Motor und Getriebe aus. Während Knut das Getriebe neu abdichtet, gondelt der Motor per Spedition in den Taunus. Dort wird Knut ihn in den folgenden Wochen zerlegen und reinigen. Die Einzelteile kommen zu Ralf und Max, zwei Motorenspezialisten aus einem Frankfurter US-Car-Club, die das Triebwerk komplett überholen wollen.

Entscheidung zur Komplettrestaurierung

Doch womit soll sich Ole in der Zwischenzeit trösten? Knut weiß es: „Wenn der Motor schon draußen ist, könnten wir doch eigentlich…“. Damit ist die Komplettrestaurierung des F-100 beschlossene Sache. Da Ole außer dem zugigen Bauernhofstellplatz in Pippensen keine räumlichen Kapazitäten hat, wird kurzerhand Knuts Garage zum Ort der Restaurierung auserkoren. Dass es sich hierbei nur um einen überdachten Stellplatz in Normgröße handelt, betrachten die beiden eher als Herausforderung denn als Hindernis. So wie die Tatsache, dass keiner von ihnen bisher einen Oldtimer restauriert hat. Knut, der auch nach Feierabend den Schraubenschlüssel nur ungern aus der Hand legt, freut sich auf die handwerklichen Aufgaben. Und Ole auf einen schicken Ford F-100 in neuem Look.

Auf dem Weg in den Taunus: Wie die Bremer Stadtmusikanten hocken die Kabinen der beiden Ford F-100 auf dem Lastesel-Anhänger.

Im Mai 2013 ist also wieder ein auffälliges Gespann auf der Autobahn zwischen Hamburg und Hessen unterwegs. Auf der Ladefläche des motorlosen Pick-up, der auf einem Anhänger verzurrt ist, hockt das rote Häuschen des Teilespender-Ford. Alle losen Teile inklusive Kotflügel, Türen und Bordwände zwingen den davor gespannten Lieferwagen in die Knie. So rumpelt die Karawane in den Süden. Dort verfrachten die Freunde die komplette Fuhre außer der roten Kabine in Knuts Garage. Während Ole wieder nach Hause muss, zerlegt Knut nun Abend für Abend den F-100. Er arbeitet sich von vorne nach hinten durch Garage und Pick-up, was im Prinzip gleichbedeutend ist. Denn der Ford füllt in allen Zerlegungsstadien nahezu jeden Kubikzentimeter seiner Unterbringung.

Knut lässt kein Teil an seinem Platz und keine Schraube ungelöst. Alles, was er in den Händen hält, wird gereinigt, bei Bedarf gestrahlt und neu lackiert. Manche Teile am Fahrwerk sind allerdings so rostzerfressen, dass er sie nach Feierabend an seinem Arbeitsplatz neu anfertigt. Irgendwann ist nur noch der Leiterrahmen übrig. Knut befreit ihn im Hof von Öl, Dreck und Rost. Am Ende ist der Rahmen sauber. Porentief rein wird er allerdings erst durch das Sandstrahlen bei der Firma Zwermann im Wetterauer Ober-Mörlen, die auch das Spritzverzinken übernimmt. Lackieren in Glanz-Schwarz ist dann wieder Knuts Sache.

Und Ole? Der fragt regelmäßig bei seinem Freund nach, was er tun kann; und immer, wenn er am Wochenende zum Helfen kommen will, meldet Knut bereits Vollzug. Mit der Vorderachse geht es weiter. Die alten verschlissenen Gummiteile werden durch neue Polybuchsen ersetzt. Dann baut Knut die Achse mitsamt dem alten, aber funktionstüchtigen Lenkgetriebe wieder ein, montiert die Vorderräder und bastelt am hinteren Teil des Rahmens eine Hilfskonstruktion, damit die ganze Chose rangierfähig wird.

Leistungskur für den Motor

In der Zwischenzeit liefern Max und Ralf einen frisch überholten 351cui-Motor ab. Den Block haben sie auf Höchstmaß aufgebohrt, alle Lager erneuert und die Kurbelwelle vermessen und geschliffen. Zudem erhielt das Triebwerk Nockenwelle, Pleuel, Kolben (in Übermaß), Hydrostößel und Ventile neu sowie selbstverständlich alle Verschleißteile wie Wasserpumpe, Riemen etc. 300 Pferdchen konnten so mobilisiert werden. Bevor der Motor an seinen Platz kommt, gibt es Konfusion bei seiner Farbe: Weil er vor seiner Überholung bereits in Rot getüncht war, wählt Knut diesen Farbton auch für den Neulack. Als alles schön trocken ist und feurig glänzt, stellt er fest, dass eigentlich Hellblau die korrekte Farbe für die Fordmaschine gewesen wäre. Zu spät…

Knut und Ole bauen den frisch überholten Motor auf den überarbeiteten und lackierten Rahmen.

Motor und Getriebe bauen Knut und Ole gemeinsam ein. Ole, begeistert über das „Wachsen“ seines F-100, brütet über die äußerliche Gestaltung seines Schätzchens. Welche Farbe? Welcher Look? Die Freund diskutieren, sammeln Ideen und verwerfen diese wieder. Fest steht, dass die rote Kabine montiert werden soll. Die hat nämlich, im Gegensatz zu der bisherigen, noch das originale Bodenblech. Anschließendes Trockeneisstrahlen enthüllt Schweißbedarf an zwei Stellen. Das übernimmt ein Wehrheimer Karosseriebauer, genauso wie das anschließende Lackieren. Ole entscheidet sich für ein glänzendes Mausgrau.

Blech ersetzt Pfusch

Währenddessen baut Knut die aufbereitete Hinterachse mit neu gebuchsten Blattfedern und frisch abgedichtetem Differential wieder ein, verlegt Kabelbäume, Brems- und Spritleitungen, installiert den in den USA bestellten Tank und beginnt mit dem Abschleifen der Türen. Hier haben Autobastler eine hübsche Überraschung für unsere Schrauber versteckt. Ein Pfuscher hat das untere Drittel der Türen aus Spachtelmasse nachmodelliert, ohne auch nur ein einziges Reparaturblech zu verwenden. Knut und Ole ordern die entsprechenden Bleche aus den USA und lassen sie von einem Bekannten einschweißen.

Knut kümmert sich nun um die Fragmente der Bordwände und rekonstruiert anhand der rostzerfressenen Blechfetzen das Ursprungsbild. Da sich die Seitenwände regelrecht verkrümelt haben, stellt er aus Blechtafeln neue her, die aufgeschweißt werden. Nach Montage der Kabine auf den rollfähigen Rahmen werden Bremsanlage, Lenkung, Innenkotflügel und Frontmaske montiert. Endspurt! Ole kommt immer häufiger aus dem Norden in den Taunus, um bei der Fertigstellung zu helfen. Er gestaltet den Dachhimmel, kümmert sich um Türverkleidungen und Seitenfenster, verlegt den Teppich im Fußraum, installiert Scheinwerfer, Blinker und Rückleuchten und fiebert dem Tag entgegen, an dem keine losen Teile mehr übrig sind.

Im Oktober 2015 ist es dann soweit. Ole bringt chromglänzende Ketten an, die die Heckklappe in geöffnetem Zustand halten. Nun gibt es nichts mehr, das noch im Fundus auf seine Montage wartet. Die Komplettrestaurierung ist abgeschlossen. Der Ford F-100 wartet in voller Pracht vor Knuts Garage und glänzt in der Sonne. Am liebsten würde Ole gleich losfahren. Aber erst muss der Pick-up noch seine Oldtimer-Weihen durch den TÜV erhalten. Reine Formsache.

Nur eine Kleinigkeit fehlt dem Pick-up noch. Dort, wo der Farmer einst seine Heuballen hingeschmissen hätte, um sie zu seinen Schafen in den Korral zu transportieren, war ein Loch. Das Holz der Ladefläche fehlt. Noch…

Lieber Ole, Deinem Freund Knut war langweilig. Der Ford F-100 ist fertig und es gibt nichts mehr zu schrauben. Deswegen hat er Dir die Ladefläche schon mal gebaut, schau mal hier:

Überraschung! Knut hat das schon mal was vorbereitet: Die Ladefläche ist fertig.

Hier endet unsere Geschichte von Ole, der mit seinen Pick-up bis ans Ende der Welt fahren würde, von Knut, der über 1500 Stunden in Komplettrestaurierung steckte, und von einer Freundschaft, die durch ein Schrauberabenteuer noch intensiver wurde. Für Ole, Knut und den Ford F-100 geht sie weiter.


 

In einer Galerie zeigen wir euch noch einmal Schritt für Schritt die Restaurierung des Ford F-100. Warnung: Es wird gruselig! >>> Zur Bildergalerie

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