Leserbeitrag von Dennis Sahl

„A3, Frankfurt Richtung Würzburg: Panne in der Baustelle. Der linke Fahrstreifen ist blockiert.“ So oder so ähnlich hätte es sein können. Nach und nach leuchten die Lämpchen auf. Zuerst brennt die ESP-Kontrollleuchte: Gelb. Wenig später gesellt sich die ABS-Kontrollleuchte dazu: Mehr gelb. Die Instrumententrägerbeleuchtung flackert. Dann warnt die Motorkontrollleuchte: Rot. Die Ladekontrollleuchte, auch rot, rundet das Mäusekino ab. Ich habe Glück im Unglück. Das Ende der Baustelle ist fast in Sicht. Rechts und links die Betonblöcke, denn auf der separaten Spur ganz links geht es ja schneller: Keine LKW. Liegenbleiben? Nicht dran denken! Verschwenkung. LKW von rechts, dann ein Schild.

Fluchtpunkt Rasthof

Das Astra Coupé wird zur Werkstatt gebrachtZwei Kilometer bis zum Rasthof. Die Lenkung wird schwergängig, das Bremspedal verlangt nach Kraft im Fuß. Zurück in die Zeit ohne Servolenkung. Mit letzter Kraft auf den Rastplatz. Kurbeln am Lenkrad. Motor aus. Noch einmal Glück gehabt. Die Anzeichen sind klar, es muss etwas mit der Bordspannung sein. Wahrscheinlich ist die Lichtmaschine defekt. Es ist kurz nach halb 8 am Morgen. Das Journalisten-Seminar im 250 Kilometer fernen Kulmbach beginnt in dreieinhalb Stunden. Der ADAC ist nach einer Stunde mit dem Abschleppwagen zur Stelle. Das Astra Coupé schafft es noch aus eigener Kraft auf den LKW, dann wird es zur Werkstatt geschleppt. Doch davor noch eine Hürde: Berufsverkehr und Baustelle bedeuten Stau. Zeit sich zu unterhalten. Bernd, der Fahrer des Abschleppwagens, erzählt, dass er den Job schon seit neun Jahren hat. „Vor sieben Jahren habe ich meine Freundin so kennengelernt. Ich hab´ sie abgeschleppt. Wir haben direkt unsere Nummern ausgetauscht.“ In der Werkstatt bestätigt sich mein Verdacht: An der neuen Batterie liegt kein Ladestrom an. Der Schluss: Die Lichtmaschine ist fällig.

Bei diesem Opel-Händler stehen mehrere Raritäten: unter anderem ein echter Opel Manta B 400

Bei diesem Opel-Händler stehen mehrere Raritäten: unter anderem ein echter Opel Manta B 400

Die Entdeckung des Tages

Ich rufe den Seminarleiter an. Die Fortbildung rückt in weite Ferne, doch wenigstens gibt es vom Mechaniker das Versprechen: „Um halb fünf ist er fertig.“ Für die Kleinigkeit von 500 Euro. Beim Hinausgehen aus der Werkstatt bleibt der Blick an zwei verräterischen Silhouetten hängen, die sich unter Planen abzeichnen. Tiefe Spoiler, Kunststoff, Narben und Steinschläge. Das sieht nach Rennwagen aus. Daneben ein drittes Auto. „Der ist zu verkaufen“, erzählt der freundliche Mechaniker „Der“ ist ein Opel Manta B. Nicht irgendeiner. Ein echter 400, einer von etwa 260 Stück – so genau weiß niemand, wie viele tatsächlich gebaut wurden. Fit für den Rallye-Einsatz, mit Straßenzulassung. Die anderen Oldies: Ein weiterer 400, gerade neu lackiert, und ein C-Kadett im Renn-Trimm. „Gibt es hier ein Café?“ – „Es gibt einen McDonalds!“ – „Oder ein Restaurant?“ – „Den McDonalds.“ – „Nichts anderes?“ – „Naja, den McDonalds!“ Besser als Nichts, also auf. Nach zähen Stunden in der Burgerbude geht es zurück zur Werkstatt. Der Astra ist fertig – ein Stunde früher als gedacht. Ich stinke nach Pommesfett, bin hundemüde und 500 Euro ärmer. Aber auch eine Entdeckung reicher.

 

Dennis Sahl
Letzte Artikel von Dennis Sahl (Alle anzeigen)